Am 7. April 2025 lud das Institut für Genossenschaftswesen (IfG) zur Geno-Convention im Schloss Münster. Unter dem Motto „Nachhaltigkeit in der genossenschaftlichen Community – ESG und darüber hinaus“ diskutierten 250 Expert:innen aus Wissenschaft, Wohnungswirtschaft und Finanzgruppe innovative ESG-Lösungen für Genossenschaften.

Geno-Convention 2025 Veranstaltungsbericht

Nachhaltigkeit weiterdenken – zwischen ESG-Anforderungen und genossenschaftlicher Praxis

Nach der Begrüßung durch Frau Prof. Dr. Theurl leitete Philipp Schultheiß (Leiter der Abteilung Grundsatzfragen beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, BVR) mit einem Impulsvortrag ein. Er betonte die ESG-Vorgaben als gemeinsame regulatorische Aufgabe der gesamten genossenschaftlichen Finanzgruppe und warb für eine koordinierte Umsetzung.

Im Anschluss stellte Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen, die Spannungsfelder zwischen ökologischen Anforderungen und bezahlbarem Wohnraum vor. Er argumentierte, dass Wohnungsgenossenschaften besonders unter den aktuellen Bau- und Finanzierungskosten leiden, dabei aber unverzichtbare Akteure für soziale Nachhaltigkeit bleiben. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele, darunter Aufstockungen, serielle Sanierungen, Holzbau und neue Mobilitätskonzepte, wurde das breite Handlungsspektrum deutlich.

© IfG Münster // Erik Hinz

Im anschließenden Gesprächspanel diskutierten Herr Schultheiß und Herr Rychter gemeinsam mit weiteren Expert:innen: Dr. Henning Bergmann (Geschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUND), Franz-Bernd Große-Wilde (ehem. Vorstand Spar- und Bauverein Dortmund), und Dr. Imke Jacob (Head of Strategy der DZ BANK ). Dabei war konsens, dass ESG nicht zum Selbstzweck regulatorischer Konformität verkommen darf, sondern wirtschaftlich tragfähig und sozial eingebettet gedacht werden muss.

© IfG Münster // Erik Hinz

Am Nachmittag wurde in drei parallelen Sessions vertieft diskutiert:

Diese Session beleuchtete regulatorische Instrumente und praxisnahe Umsetzungshilfen für ESG-konforme Berichterstattung:

  • Ingeborg Esser (Hauptgeschäftsführerin GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen) stellte den zweistufigen „EU-Taxonomie-Check“ von NaWoh e.V. vor, der Bauprojekte auf ihre Öko- und Sozialstandards prüft.
  • Dr. Daniel Sieben (Nachhaltigkeitsberater im Firmenkundengeschäft Grafschafter Volksbank) sprach über sein Beratungskonzept zur Nachhaltigkeitstransformation im Mittelstand und zeigte, wie Banken ihre Firmenkunden auf dem ESG-Weg begleiten können.
  • Mathias Traue (Head of Corporate Strategy & Communication Atruvia) skizzierte Atruvias Nachhaltigkeitsstrategie, die u.a. auf CO2-Reduktion, Mitarbeiterzufriedenheit und ESG-Datenhaushalte setzt.
  • Markus Klusemann (Bereichsleiter Sustainability, DG Nexolution) präsentierte das „Nachhaltigkeits-Portal“ als zentrale Plattform der GFG. Er stellte ein integriertes ESG-Tool mit CO2-Manager und Reifegradcockpit vor, das Banken bei Berichterstattung und strategischer Planung unterstützt.

In dieser Session wurden konkrete Nachhaltigkeitsprojekte aus Wohnungswirtschaft und der genossenschaftlichen Finanzgruppe vorgestellt:

  • Uwe Schramm (Vorstandsvorsitzender Wohnbau Westmünsterland) präsentierte das Projekt „7Höfe“ als Antwort auf regionale Herausforderungen.
  • Thomas Mühlhausen (Vorstand Volksbank in Ostwestfalen) stellte das „Hibiscus-Projekt“ vor, das Innovation, Regionalität und soziale Bezahlbarkeit verbindet.
  • Sven Möller (Vorstand Bauverein Grevenbroich) zeigte, wie Genossenschaftsquartiere klimafest umgebaut werden.
  • Esther Reckermann, Felix Schröter und Marc Wiesing-Stegemann (Mitglieder des Vorstands Bürgerwald Münsterland) berichteten über das Engagement für nachhaltige Forstwirtschaft in Mitgliedsregie.

Diese interaktive Session widmete sich der oft vernachlässigten sozialen und Governance-Dimension der ESG-Debatte. die genossenschaftliche Finanzgruppe und Wohnungsgenossenschaften diskutierten über konkrete Ansätze, wie etwa Quartiersmanagement, Teilhabe und demokratische Verankerung.

Podiumsdiskussion: Genossenschaften als Nachhaltigkeitspartner

© IfG Münster // Erik Hinz

Zum Abschluss der IfG Geno-Convention 2025 diskutierten Ingeborg Esser (Hauptgeschäftsführerin GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen), Franz-Josef Holzenkamp (Präsident Deutscher Raiffeisenverband), Marija Kolak (Präsidentin Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken) und Günter Althaus (Mitglied des Präsidiums MITTELSTANDSVERBUND) darüber, welche Rolle Genossenschaften in einer nachhaltigen Gesamtwirtschaft einnehmen können. Dabei wurde deutlich: Nachhaltigkeit ist mehr als Klimaschutz. Genossenschaften leisten auf vielfältige Weise gesellschaftliche Beiträge, die bislang in ESG-Taxonomien kaum sichtbar sind.

Herzlichen Dank an alle Referierenden, Diskutierenden und Teilnehmenden für eine rundum gelungene Tagung!

Im Rahmen der diesjährigen IfG Geno Convention wurde auch die langjährige Direktorin des IfG, Frau Prof. Dr. Theresia Theurl, verabschiedet. Zahlreiche Gratulationen – ob vor Ort oder als eindrucksvolle Videocollage – konnten nicht nur das reichhaltige Schaffen von Prof. Dr. Theresia Theurl illustrieren, sondern machten ebenfalls deutlich, wie sehr das Thema Genossenschaftswesen in Theorie und Praxis von ihr verkörpert und sowohl in der Wissenschaft als auch in der genossenschaftlichen Welt vertreten wurde.

Auch an dieser Stelle möchte sich das gesamte Team rund um Prof. Dr. Thorsten Wiesel herzlich bedanken!

© IfG Münster // Erik Hinz

SAFE THE DATE: IfG Geno-Convention 2026 30.04.2026