Forschungsarbeit von Prof. Dr. Theresia Theurl und Friedrich Bach (wissenschaftlicher Mitarbeiter am IfG) über Mikro- (Governance-Varianten der Organisation von KI mit ihren diversen Tools) als auch daraus folgende Makro- Aspekte (Wirkung auf Ökonomien und daraus folgende Aspekte einer adäquaten Regulierung) von KI-Ökosystemen

"KI-Ökosysteme - Eine ökonomische Perspektive"

KI-Ökosysteme bedürfen im Sinn von umfassenden Dienstleistungsnetzwerken in einer kollaborativen Wertschöpfungskette verschiedener heterogener Akteure. In der Natur der Technologie liegt, dass jedes KI-Ökosystem Mitglieder aus den Communities der KI-Ermöglicher, der KI-Produzenten und KI-Anwendern hat. Um wettbewerbliche Vorteile und Kostenvorteile zu realisieren, fällt die Wahl beim KI-Produzenten häufig auf einen sogenannten Hyperscaler, welcher als Orchestrator eines Multi-Faktor-Ökosystems gleichzeitig auch ein Multi-Produkt-Ökosystem orchestriert. Diese Konstellation macht die Hyperscaler zu einem herausgehobenen Akteur in jedem KI-Ökosystem. Die Wertschöpfung wird dann zu einem Großteil bei diesem betrieben und er kann damit in die Weiterentwicklung der KI-Ermöglicher oder oft gemeinsam mit Start-ups in die KI-Produktion investieren. Die Hyperscaler haben sich zu zentralen Akteuren in der Community der KI-Ermöglicher (Forschung, Entwicklung, Hardware) und KI-Produzenten (Infrastruktur, Modelle) gewandelt.

Eine solche Rolle kann zu weiteren Vorbehalten bei Akteuren eines KI-Ökosystems führen, da die Möglichkeit besteht, nicht nur Profite, sondern auch Innovationen abzuschöpfen. Trotz der hohen und illustrierten Innovationskraft der Hyperscaler kann dies aufgrund mangelnden Vertrauens Innovationen verhindern und die Akzeptanz der Technologie schmälern. In vorherigen Situationen des radikalen technischen Wandels genutzte kartellrechtliche Ansätze wie die Freigabe von Patenten können aufgrund der grundsätzlichen Offenheit der Technologie neu gedacht werden. Aufgrund der erwarteten gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von KI-Technologie auf die Wirtschaft und weitere gesellschaftliche Subsysteme kann eine solche Marktkonzentration zu einer erheblichen Machtverschiebung führen, für die regulatorische Ansätze gefunden werden müssen. Als Alternative könnte auch der Staat die notwendige Infrastruktur bereitstellen. In China wurden bereits erhebliche Investitionen getätigt. Hingegen stecken ähnliche Initiativen in Europa trotz erheblicher Investitionen in die Forschungs-Infrastruktur allenfalls in den Kinderschuhen. Dies könnte für Europa eine noch tiefergehende Abhängigkeit von den USA bedeuten, obwohl bahnbrechende Entwicklungen in der Community der KI-Ermöglicher von Europa ausgegangen sind.

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Prof. Dr. Theresia Theurl

Ehem. Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen (IfG)
Vorstandsmitglied der Forschungsgesellschaft für Genossenschaftswesen Münster e.V. (FfG)

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Friedrich Bach, M.Sc.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter des REACH – EUREGIO Start-up Centers