Forschungsarbeit von Andreas Seiferth (wissenschaftlicher Mitarbeiter am IfG)
im Rahmen des von der DZ Bank Stiftung geförderten Projekts Kunden-/Mitgliederorientiertes Nachhaltigkeitsmanagement in Genossenschaftsbanken – Integration von Nachhaltigkeits- und Kunden-/Mitgliedermanagement als Steuerungsinstrument für die nachhaltige Allokation finanzieller Mittel, zu dem Thema:
"Guiding sustainable business-model transformation for small and medium sized companies: A sustainable customer management framework for corporate banks"
Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Genossenschaftsbanken bereits qualitative Maßnahmen zur nachhaltigen Finanzierung umgesetzt haben, meist in Form von Umfragen. Dies bestätigt, dass der Druck, regulatorische Anforderungen und ESG-Ziele zu erfüllen, auch für Geschäftsbanken zunimmt. Die geplante Ausweitung der Emissionsmessung auf die Kunden- und Transaktionsebene zeigt dazu, dass Banken zunehmend daran interessiert sind, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu verstärken und die sich daraus ergebenden Geschäftsmöglichkeiten besser zu nutzen.
Die Einbeziehung von ESG-Informationen in den Kreditprozess erfordert grundlegende Veränderungen und Investitionen in Technologie und Mitarbeiterschulungen. Regulatorische Anforderungen erfordern eine kontinuierliche Anpassung an neue ESG-Standards. Insgesamt könnten sich Genossenschaftsbanken, die ihre ESG-Verpflichtungen ernsthaft verfolgen und effektiv messen und verwalten, als Early Adopters positionieren und einen strategischen Vorteil im Portfoliomanagement, bei der Identifizierung neuer Geschäftsmöglichkeiten und bei der Verbesserung der Produktentwicklung haben.
Die geplante Erhöhung der Mitarbeiterzahl und des Fachwissens zeigt, dass es einen intensiven Wettbewerb um qualifizierte ESG-Spezialisten geben wird, was die Personalbeschaffung erschweren und die Personalkosten erhöhen wird. Die vergleichsweise geringe Größe der Nachhaltigkeitsteams in den befragten Banken deutet darauf hin, dass viele Institute ihre Ressourcen und Strukturen erheblich ausbauen müssen, insbesondere im Hinblick auf den Aufbau sektorspezifischer Expertise, die den Banken bei der Entwicklung innovativer Lösungen in wichtigen ESG-Bereichen und -Branchen helfen könnte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Forschung auf die Notwendigkeit eines tieferen Verständnisses der Rolle von Genossenschaftsbanken als potenzielle transformative Partner von KMU hinweist und dazu aufruft, das Nachhaltigkeitsmanagement als Teil des Kundenbeziehungsmanagements von Genossenschaftsbanken im Hinblick auf ein nachhaltiges Kundenmanagement anzuerkennen.
Veröffentlicht: Do., 21.November 2024
Forschungsarbeit von Prof. Dr. Theresia Theurl und Friedrich Bach (wissenschaftlicher Mitarbeiter am IfG)
zu dem Thema:
"KI-Ökosysteme - Eine ökonomische Perspektive"
Mikro- (Governance-Varianten der Organisation von KI mit ihren diversen Tools) als auch daraus folgende Makro- Aspekte (Wirkung auf Ökonomien und daraus folgende Aspekte einer adäquaten Regulierung) von KI-Ökosystemen
KI-Ökosysteme bedürfen im Sinn von umfassenden Dienstleistungsnetzwerken in einer kollaborativen Wertschöpfungskette verschiedener heterogener Akteure. In der Natur der Technologie liegt, dass jedes KI-Ökosystem Mitglieder aus den Communities der KI-Ermöglicher, der KI-Produzenten und KI-Anwendern hat. Um wettbewerbliche Vorteile und Kostenvorteile zu realisieren, fällt die Wahl beim KI-Produzenten häufig auf einen sogenannten Hyperscaler, welcher als Orchestrator eines Multi-Faktor-Ökosystems gleichzeitig auch ein Multi-Produkt-Ökosystem orchestriert. Diese Konstellation macht die Hyperscaler zu einem herausgehobenen Akteur in jedem KI-Ökosystem. Die Wertschöpfung wird dann zu einem Großteil bei diesem betrieben und er kann damit in die Weiterentwicklung der KI-Ermöglicher oder oft gemeinsam mit Start-ups in die KI-Produktion investieren. Die Hyperscaler haben sich zu zentralen Akteuren in der Community der KI-Ermöglicher (Forschung, Entwicklung, Hardware) und KI-Produzenten (Infrastruktur, Modelle) gewandelt.
Eine solche Rolle kann zu weiteren Vorbehalten bei Akteuren eines KI-Ökosystems führen, da die Möglichkeit besteht, nicht nur Profite, sondern auch Innovationen abzuschöpfen. Trotz der hohen und illustrierten Innovationskraft der Hyperscaler kann dies aufgrund mangelnden Vertrauens Innovationen verhindern und die Akzeptanz der Technologie schmälern. In vorherigen Situationen des radikalen technischen Wandels genutzte kartellrechtliche Ansätze wie die Freigabe von Patenten können aufgrund der grundsätzlichen Offenheit der Technologie neu gedacht werden. Aufgrund der erwarteten gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von KI-Technologie auf die Wirtschaft und weitere gesellschaftliche Subsysteme kann eine solche Marktkonzentration zu einer erheblichen Machtverschiebung führen, für die regulatorische Ansätze gefunden werden müssen. Als Alternative könnte auch der Staat die notwendige Infrastruktur bereitstellen. In China wurden bereits erhebliche Investitionen getätigt. Hingegen stecken ähnliche Initiativen in Europa trotz erheblicher Investitionen in die Forschungs-Infrastruktur allenfalls in den Kinderschuhen. Dies könnte für Europa eine noch tiefergehende Abhängigkeit von den USA bedeuten, obwohl bahnbrechende Entwicklungen in der Community der KI-Ermöglicher von Europa ausgegangen sind.
Veröffentlicht: Do., 21.November 2024